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Link zum HNA-Artikel: https://www.hna.de/kassel/bitte-nicht-fuettern-wenn-ratten-aus-toilette-kommen-10147723.html

Interview: Magazin Lichtblick, Mannheim, Vanessa Werner:

HNA-Artikel: Comic-Special im Friedrichsgymnasium Kassel von Oliver Gerke

Vom Comic-Fan zum Profi-Zeichner

Wie ein Kasseler Künstler den Yps-Heften Leben einhaucht

Original Link: http://hessenschau.de/kultur/wie-oliver-gerke-vom-yps-fan-zum-comiczeichner-wurde,yps-zeichner-100.html

Veröffentlicht am 11.04.17 um 08:21 Uhr

Bild © Oliver Gerke (Montage: hessenschau.de)

Urzeitkrebse oder U-Boot-Bausätze: Die Gimmicks zu den Yps-Heften sind so legendär wie der Kult-Comic selber. Auch Oliver Gerke aus Kassel hat manches Taschengeld für die Hefte geopfert. Inzwischen verdient er mit Yps seinen Lebensunterhalt – als Zeichner.

Von Alex Jakubowski

Wer kennt sie nicht, die Urzeitkrebse, den Solarzeppelin oder die Maschine, die viereckige Eier macht? Als beigelegtes Gimmick gehörten sie schon früher zu den Höhepunkten eines jeden Yps-Heftes. Auch Oliver Gerke war damals von den witzigen Spielzeugen fasziniert. „Plastikspielzeug zum Zusammenbauen, Comics und naturwissenschaftliches Klugscheißer-Wissen, mit dem man bei Freunden oder in der Schule angeben konnte“, erinnert sich der in Kassel aufgewachsene Comiczeichner, hatten es ihm schon als Kind angetan.

Doch schnell waren es die Kult-Comics selber, die den 44-Jährigen faszinierten. Schon als Siebenjähriger zeichnete er das Känguru Yps und seine Freunde Kaspar, Patsch und Willy aus dem Heft ab. Als Teenager gab er als Berufswunsch dann Comiczeichner oder Grafiker an.

Erster Yps-Kontakt per Facebook

Um erstmal „etwas Ordentliches“ zu machen, studierte er zunächst auf Lehramt. Nach dem Referendariat schrieb er sich aber an der Kunsthochschule in Kassel ein, machte in freier Grafik seinen Abschluss und wurde schließlich Meisterschüler. Seither arbeitet er als Dozent – und Comiczeichner. Dabei hat ihm der Zufall geholfen.

„Ich hatte als Abonnent des 2012 neu aufgelegten Yps-Heftes eine eigene Zeichnung an die Redaktion geschickt und die hatte auf deren Facebook-Seite mit die meisten Likes bekommen“, erinnert er sich. Als 2015 der Zeichner der Yps und Co-Serie kurzfristig ausfiel, rief ihn der Chefredakteur an und fragte, ob er einspringen könne. Zu dem Zeitpunkt war Gerke im Urlaub auf den griechischen Inseln. „Doch der war mental schnell gelaufen. Schließlich war das schon immer ein Traum von mir, einmal professionell Comics zu zeichnen“, sagt Gerke.

Vom Comic-Fan zum Profi-Zeichner

In nur einem Monat entstand seine erste Geschichte für die nächste Yps-Ausgabe. Nicht viel Zeit, schließlich musste er dazu erstmal die Physiognomie der fünf Yps-Figuren auswendig lernen. „Aber zum Glück hatte ich noch meine alten Hefte aus meiner Kindheit, die mir als Anschauungsmaterial geholfen haben“, resümiert Gerke. „Auftakt mit Sabotage“ erschien schließlich in Heft 5/2015. Seitdem zeichnet er regelmäßig für die Yps-Hefte.

Bei ihm ist das noch Handarbeit. Anders als viele andere Zeichner zeichnet Gerke mit Buntstift vor, danach werden mit Pinsel, Feder und Tusche die eigentlichen Linien gezogen. Anschließend scannt er die Seiten ein, entfernt die Skizzen und koloriert den Ausdruck von Hand. „Ich finde, die Zeichnungen sind so natürlicher“, sagt er.

Neben der Vorgabe, dass das Gimmick im Comic thematisiert wird, spielen auch Prominente in der Geschichte häufig eine Rolle. Außerdem hat er das Aussehen von Känguru Yps geändert. Statt brauner Füße und karierter Hände sollte es jetzt weiße Hände und Füße bekommen.

Comic als Literaturform

Das Thema Comics ist für ihn mittlerweile lebensbestimmend geworden. Er hat sich mit seinen Zeichnungen fast eine kleine Mission zu eigen gemacht, meint er. „Früher gab es den Widerstand des Pseudo-Bildungsbürgertums, das mit der Literaturform Comic nicht zurechtkam. Ich will den Comic deshalb mehr in die Nähe von Literatur und Kunst rücken“, so der Profizeichner. Schließlich hätten Comics kulturell von sich aus schon viel zu bieten.

Eine Lieblingsfigur unter den Yps-Charakteren hat er übrigens nicht. „Ich konnte mich schon als Kind kaum entscheiden“, schmunzelt er. Und das hat sich auch als Zeichner der Figuren bis heute nicht geändert.

Quelle: hessenschau.de

Oliver Gerke zeigt Yps-Originale in Eiterhagen

21.03.17          Original Link: https://www.hna.de/kassel/kreis-kassel/soehrewald-ort73256/oliver-gerke-zeigt-yps-comics-in-eiterhagen-7914733.html

Söhrewald/Kassel. Für Oliver Gerke hat sich ein Kindheitstraum erfüllt: Seit zwei Jahren zeichnet der Kasseler Comics für das Kultheft Yps. Wie eine solche Geschichte entsteht, können Neugierige ab Sonntag, 9. April, bei einer Ausstellung im Wirtshaus Zum grünen See in Eiterhagen sehen.

Dort stellt der 43-Jährige Arbeiten aus.

Die Beigaben, die sogenannten Gimmicks, waren es, die ihn als Kind an den Yps-Heften faszinierten – zunächst. „Die Gimmicks gingen schnell kaputt, dann habe ich die Comics entdeckt“, sagt er. Und die haben es ihm bis heute angetan.

Welche Geschichte er in den Yps-Heften erzählt, ist ihm selbst überlassen. Einzige Vorgabe: Das aktuelle Gimmick muss im Comic vorkommen. Zunächst arbeite er die Story aus, die er dem Chefredakteur vorlege, sagt Gerke. Ist die Idee abgesegnet, beginnt er mit den Zeichnungen. Mit der Hand skizziert er seine Ideen für die Geschichte zunächst grob, bevor die sogenannten Originalzeichnungen mit Pinsel und Tusche entstehen. Die Köpfe der Figuren, die immer wieder vorkommen, zeichnet er dann bereits ein, „damit sie sich nicht verändern und immer gleich aussehen“. Erst zum Schluss wird coloriert mit einer riesigen Auswahl an Filzstiften.

Acht Seiten lang sind die Comics später im Heft, gut zwei Monate arbeitet er insgesamt daran. Dabei sitzt er mal in seinem Atelier, mal in seinem Wohnzimmer oder auch mal in einem Café. Ein Mäppchen mit einer Vielzahl Stifte hat er immer dabei, außerdem seine Zeichenmappe.

Mit der Ausstellung in Söhrewald will er nicht nur seine eigene Arbeit präsentieren, sondern auch Comics ins rechte Licht rücken. „Deutschland ist Comic-Legastheniker-Land“, sagt Oliver Gerke. In Frankreich würden sie dagegen zum Kulturgut gehören und dort sogar auch auf Lehrplänen in Schulen auftauchen. „An gut gezeichneten Comics kann man die gesamte Bildende Kunst erklären.“ Für ihn sind die Bildgeschichten denn auch Forschungsgegenstand. An zwei Fernschulen ist er Dozent für Kunst, Grafik, Comic und Illustration, hat selbst schon Lehrbücher geschrieben und unterrichtet auch immer wieder bei der Vhs.

Der Kasseler zeichnet nicht nur Yps-Comics, sondern macht auch Drucke, zeichnet naturalistisch und schreibt und illustriert Kinderbücher wie „Die kleinen Großfüße“, das er zusammen mit Stephan Polleschner aus Fuldatal erstellt hat. 40 Jahre lang, sagt Gerke, habe er nun zeichnen gelernt. Das Wort Talent habe für ihn allerdings keine Bedeutung. „Man kann alles lernen“, ist er sich sicher. „Hartnäckigkeit ist wichtig.“ Die habe er schon als Kind gehabt, damals sei er nicht besser gewesen als andere Kinder. „Doch Comics haben für mich alles bedeutet.“ 

Die Ausstellung

40 Originalzeichnungen aus dem Kultheft Yps zeigt Oliver Gerke ab Sonntag, 9. April, im Wirtshaus Zum grünen See in Eiterhagen. Die Ausstellungseröffnung ist um 15 Uhr. Einen Monat lang werden seine Comics dort bei freiem Eintritt zu sehen sein. Interessierte können die Arbeiten auch kaufen. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage von Oliver Gerke.

Ein Tag mit…

by brauser24.de am 22. Dezember 2015

Ein Tag mit Oliver Gerke       Link

Oliver Gerke studierte Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel und wurde abschließend zum Meisterschüler ernannt. Er arbeitete dann zunächst als Grafiker für eine Werbefirma, wurde dann aber von den Fernschulen ILS und HAF als Studienleiter und Dozent für die Bereiche Kunst, Grafik, Comic und Illustration angeworben. Im Auftrag dieser Fernuniversitäten hat er verschiedene Lehrbücher verfasst. 2013 bis 2015 drehte er zusammen mit der HAF, aufbauend auf diese Lehrwerke, eine Serie von Lehrvideos, denen noch weitere folgen sollen. Er arbeitet auch weiterhin als freier Künstler. Seit 2015 in der Zeitschrift Yps.

Was machst du morgens als erstes, wenn dein Wecker klingelt? Wie viel Uhr ist es dann?

Ich lasse mich nie vom Wecker wecken. Das liegt daran, dass ich meistens zwischen 6 und 7 Uhr von ganz alleine aufwache. Für einen erfolgreichen Start in den Tag stehen dann erst mal Frühstück und Kaffee auf dem Programm!

Wie lange brauchst du morgens im Bad?

Das ist sehr variabel. Ich verbuche Rekordzeiten von unter 5, bis hin zu chilligen 30 Minuten.

Was isst du am liebsten zum Frühstück? Gemütlich am Tisch oder schnell auf dem Weg?

Mein Frühstück besteht oft nur aus einer Banane. Dazu gibt’s dann aber Kaffee mit ganz (ganz!!!) viel Milch. Dazu nehme ich mir aber in der Regel viel Zeit und lese Zeitung oder neu erworbene Comics.

Wann steht die erste Pause an (Uhrzeit) und was gibt’s zum Mittagessen? Isst du allein oder mit Kollegen, Freunden?

Die erste Pause steht dann meistens so zwischen 11 und 12 Uhr an, wenn meine Katze um mich herumschleicht. Dann weiß ich, dass es sowohl für sie als auch für mich nicht schlecht wäre, jetzt erst einmal gemütlich was zu essen. Das Essen gestalte ich dann, je nach Appetit, mal einfacher und mal aufwendiger.

Wie viel Zeit am Tag verbringst du im Internet?

Dadurch, dass ich eine Menge Studenten betreue, oder das eine oder andere für meine Bücher recherchieren muss, bin ich zumindest „passiv“ ständig online. Wirklich aktiv im Internet bin ich ca. 1 bis 2 Stunden, aber an manchen Tagen auch nur wenige Minuten.

Ein Termin ist ausgefallen: Wie nutzt du die überraschende Stunde freier Zeit?

Im Sommer fahre ich viel mit dem Fahrrad oder jogge und im Winter gehe ich stattdessen ins Fitnessstudio. Wenn man so viel im Sitzen arbeitet, ist körperliche Fitness keine Selbstverständlichkeit. Kürzere Zeitfenster nutze ich jedoch oft zum Gitarre spielen oder auch doch wiederum zum Malen, Zeichnen und Comics lesen. 

Wie viele Nachrichten (SMS, WhatsApp) verschickst du im Schnitt täglich?

SMS schreibe ich meistens nur ein bis drei in der Woche, wenn ich mich mit meinen Mitmusikern aus der Band, auf die wöchentliche Probe abstimme. WhatsApp nutze ich gar nicht.

Fährst du alle Strecken mit dem Auto oder trifft man dich auch mal auf der Straße (wenn ja, wo?)

Leider muss ich immer einen Haufen „Kram“, für Zeichenkurse, als Post an Studenten oder auch für mein Hobby das Musizieren* transportieren. Deshalb nutze ich leider viel zu oft das Auto. Sowie ich mal nichts von A nach B bringen muss oder kürzere Wege zurückzulegen habe, fahre ich mit dem Fahrrad oder gehe schlicht zu Fuß. Man trifft mich dann wahrscheinlich meistens irgendwo in Bad Wilhelmshöhe oder im schönen Fuldatal.

Was erledigst du auf jeden Fall noch bevor du ins Bett gehst? Um welche Zeit gehst Du ins Bett?

Auf alle Fälle braucht die Katze immer noch was in ihren Fressnapf bevor ich ins Bett gehe! Ins Bett gehe ich dann so ca. um 10 Uhr.

Der perfekte Tag endet/beginnt für dich mit…?

Einem guten Buch oder Comic!

Studio oder Shopping: Wie wichtig sind Sport/Klamotten in deinem Leben?

Sport ist sehr wichtig! Klamotten völlig nebensächlich.

Wo kannst du entspannen wenn dich mal alles nervt?

Im Fitnessstudio oder auf dem Fahrrad in der Natur. Aber auch das Zeichnen hat immer wieder eine meditative, entspannende Wirkung auf mich.

Welche Rituale/Ticks hast du am Tag?

Man kann dieses Ritual, das nahezu jeden Abend, zur gleichen Zeit stattfindet, mit vier „F“ betiteln. Freundin, Flöckchen (Name der Katze), Fernsehen, Füße hoch!

Mit wem würdest du gern deinen Tag für einen Tag tauschen?

Früher als Kind hatte ich mal den verrückten Wunsch Bademeister im Freibad werden. Ich könnte mir schon vorstellen, einen Tag diesen Job zu machen, wenn die Bedingungen stimmen. Natürlich nur, wenn es ordentlich sonnig und das Becken ziemlich menschenleer wäre. 😉

Für was hättest du gerne mehr Zeit am Tag?

Mich mit Freunden zu treffen.

Planst du deinen Tag vorab oder lässt du dich treiben?

Eigentlich plane ich meinen Tag schon, nehme das aber nicht allzu ernst, weil ich aus der Erfahrung weiß, dass er hinterher sowieso ganz anders verläuft.

Wann hast du dein erstes Yps-Heft in der Hand gehalten? Was war das für ein Gefühl?

Mein erstes Yps Heft hat mir meine Mutter gekauft, als sie beim Frisör war und ich dabei saß und sehr lange warten musste. Da war ich 7 Jahre alt. Ich war sofort völlig gebannt, aber auch ein bisschen überfordert von dem vielen kulturellen Neuland, das mir darin offeriert wurde. Natürlich war das Gimmick darin (ich glaube es war so eine Art Armbrust, die nur bis zum Nachmittag hielt) erst mal am tollsten. Ich war aber auch sofort an den ganzen wissenschaftlichen Artikeln darin interessiert. Besonders die Comics haben mich dann aber in eine ganz andere Welt katapultiert. Comics die so ausgefeilt und gekonnt gezeichnet waren, gab es damals im deutschsprachigen Raum kaum. Kein Wunder, denn die von Yps wurden größtenteils von den bekanntesten Zeichnern aus dem frankobelgischen Bereich angefertigt. Yps stellte viele Kinder von damals vor ein großes Dilemma: Man wollte später einen Beruf ergreifen, bei dem man gleichzeitig Agent, Privatdetektiv, Naturforscher, Astronaut, Erfinder und Comiczeichner gleichzeitig war!

Was war das tollste Yps-Gimmick, was du je im Heft hattest?

Obwohl ich schon sehr bald die Hefte gar nicht mehr wegen den Gimmicks sondern nur noch wegen der Comics gekauft habe, kann ich mich noch sehr gut an eines erinnern: Die Minibuch-Pistole mit Doppel-Schuss in Heft 356. Ich habe die ganze Woche vorher in heißer Erwartung darauf hingefiebert. Als ich es dann endlich hatte, war ich sowohl euphorisch als auch über die geringe Größe des Gimmicks enttäuscht. Es machte seinem Namen „Mini“-Buch Pistole alle Ehre.

Wie lange brauchst du, um eine Geschichte zu zeichnen?

Ich brauche für eine Geschichte ca. zwei Monate. Da die Hefte ab nächsten März alle zwei Monate herauskommen und es immer 6 bis 8 Seiten sind, ist das schon recht schnell.

Wie genau entsteht so ein Comic?

Das ist sehr komplex. Aber in Kürze gesagt, kann man sich das ein bisschen so vorstellen, wie wenn ein Film entsteht. Erst schreibe ich ein Drehbuch, dann kommt ein Storyboard mit einer erstmaligen Visualisierung der Bildsequenzen, dann ein Entwurf für die Seitenlayouts mit den Panels, dann wird alles vorgezeichnet (mache ich mit einem blauen Buntstift, weil man den im Computer am besten von den Reinzeichnungen trennen kann), dann zeichne ich mit einem Pinsel, einer Feder und Tusche die eigentlichen Linien (Outlines), dann wird alles eingescannt, von der Vorzeichnung gereinigt, wieder ausgedruckt und koloriert (passiert manchmal auch schon im Computer) und ganz am Ende wird am Computer der Text eingesetzt. Das macht aber auch jeder ein bisschen anders. Viele denken immer, dass heutzutage alles am Computer gemacht wird. Doch gerade auch bei vielen neuen Comics und Graphic Novels arbeiten tendenziell wieder mehr Zeichner auf Papier. Die Zeichnungen sind dann einfach immer noch besser und natürlicher und es geht sogar oft alles viel schneller.

Läuft beim Zeichnen, Musik? Das Radio? Ein Hörspiel? Oder brauchst du absolute Ruhe?

Das kommt immer auf die Arbeitsphase an. Beim Ausdenken des Textes, der Story und teilweise auch bei der Vorzeichnung brauche ich absolute Ruhe, damit ich den Ablauf und die Wirkung auf den Betrachter klar vor Augen habe. Bei der Reinzeichnung und beim Kolorieren sieht das schon anders aus. Da kann dann schon mal was nebenbei laufen. Radio höre ich nie, weil da immer nur der gleiche seichte Einheitsbrei serviert wird. Wenn, dann höre ich meine eigene Musiksammlung. Als Kind der Yps-Generation höre ich natürlich nebenbei auch immer noch gerne Hörspiele.

Welche beruflichen und privaten Ziele möchtest du in den nächsten Jahren erreichen?

Beruflich hoffe ich natürlich, weiter viele tolle Comics zeichnen zu können. Privat ist es, denke ich, immer anstrebenswert, dass man gesund und zufrieden bleibt. Dafür ist natürlich auch immer entscheidend, dass es der Familie und den engsten Freunden gut geht.

Hast du einen Tipp an Nachwuchs-Zeichner?

– Zeichnet mehr nach der Natur. Zeichnen ist auch die Kunst des Sehens!

– Der Bleistift ist die Mutter aller Zeichenwerkzeuge und das beste Trainingsgerät zugleich!

– Lest mehr Comics! Ohne die Rezeption der klassischen Comic-Literatur, kann man nur sehr schwer eine eigne Syntax oder Semantik in Bildern aufbauen.

Du zeichnest nicht nur für die Yps-Hefte, sondern machst auch noch viele andere Sachen. Was unterscheidet die Arbeit für Erwachsene von der für Kinder?

Die Frage ist jetzt beinahe in wenig paradox, denn eigentlich sind die neuen Yps-Hefte ja für Erwachsene geschrieben. Von daher sind auch die Comics immer eher für ein Erwachsenenpublikum ausgedacht. Ich gestalte allerdings die Comics so, dass sie auch von Kindern gelesen und verstanden werden können. Das fällt mir relativ leicht, da ich sowohl schon Schulbücher, als auch studentische Lehrwerke über das Malen und Zeichnen verfasst habe. Die Inhalte müssen auch hierbei für alle Adressaten gleich gut verständlich sein und überschneiden sich inhaltlich oft.

Wenn es um den Unterschied beim Malen und Zeichnen von Comics und meiner übrigen Werke geht, sehe ich diese vor allem in dem, was die Betrachter hinterher in dem künstlerischen Schaffen sehen.

Ich selbst empfinde sowohl meine abstrakten Lithografien und Siebdrucke, die naturalistischen Gemälde und Zeichnungen, als auch meine Comiczeichnungen als künstlerisch gleichrangig.

Natürlich sind besonders meine abstrakten Werke konzeptionell und intellektuell erst einmal schwerer zu fassen. Die Comics zu zeichnen, wird von Außenstehenden oft fälschlicherweise als sowohl technisch, als auch inhaltlich „einfacher“ angesehen. Dieser Vermutung muss ich jedoch deutlich widersprechen. Diejenigen, die selbst viele Comics lesen oder sogar selbst einmal versucht haben, in der Richtung etwas zu zeichnen, wissen wovon ich rede.

Dass hierzulande jedoch selbst einige kulturell gebildete Menschen mit Comics oft nicht so viel anfangen können, liegt vor allem an dem kulturellen Versäumnis, das im deutschsprachigen Raum bezüglich der Kompetenzvermittlung zur Rezeption der Comics vorliegt. Gute Comics sind sowohl hochwertige Literatur als auch Zeichenkunst zugleich. Sie richtig zu lesen, will gelernt sein. Das ist oft viel anspruchsvoller, als nur einen Film im Kino anzuschauen. Woher diese hierzulande vorherrschende „Leseschwäche“ im Bezug auf die Comicliteratur kommt, ist jedoch noch eine viel längere und kompliziertere Geschichte.

Kasseler Oliver Gerke arbeitet als Comiczeichner fürs Yps-Heft

Kassel. „Man hat nur mit dem Erfolg, woran auch das Herz hängt.“ Oliver Gerke weiß, wovon er spricht. Er arbeitet künftig als Comic-Zeichner für das Yps-Magazin. Damit ist er ans Ziel seiner Träume angelangt.

Mitten in den Sommerferien hatte ihn völlig überraschend ein Anruf aus Berlin erreicht. Der Chefredakteur vom Yps-Magazin fragte den Kasseler ohne Umschweife, ob er sich vorstellen könne, Comic-Zeichner für Yps und den Ehapa-Verlag zu werden.

Da hatten sie beim Richtigen angefragt: „Es gibt keinen größeren Yps-Fan als mich“, sagt der 42-Jährige. Mit sieben Jahren habe er sich vom Taschengeld das erste Yps-Heft gekauft. Die Großeltern steuerten später 40 Pfennig pro Heft bei, damit sich der kleine Comic-Begeisterte jede Woche das 2,90 DM teure Heft kaufen konnte. Die darin abgebildeten Abenteuer von Asterix und Obelix, von Fix und Foxi und natürlich von Yps, dem Känguru und seinen Freunden Kaspar, Platsch und Willy verschlang er geradezu.

Und dann gab es ja zu jeder Ausgabe die legendären, stets originellen Gimmicks als Geschenkzugabe: Trick-Schachteln, Formen, in denen gekochte Eier viereckig werden, 3D-Puzzles, Solarspielzeuge, Piratenpistolen oder Survival-Werkzeug. Noch heute hat Oliver Gerke seines immer in der Geldbörse dabei: klitzeklein und federleicht aber mit Schraubenzieher, Taschenmesser und allerhand mehr ausgestattet.

„Ich bin schon damals komplett in die Comic-Geschichten der Yps-Hefte abgetaucht“, sagt Oliver Gerke. Er habe immer versucht, dem Geheimnis der Zeichnungen auf die Spur zu kommen. Seine große Neugier, sein breites Interesse – auch an Naturwissenschaften und Erfindungen – und sein fester Wunsch, selber Comic-Zeichner zu werden, führt er auf seine Yps-Leidenschaft zurück.

Schon als Schüler nahm er Zeichen-Unterricht, später studierte er auf Lehramt unter anderem Deutsch, um dann noch ein Kunststudium „Visuelle Kommunikation“ draufzusatteln. Grafische Techniken wie Siebdruck und Lithografien lernte er an der Uni von der Pike auf. Inzwischen lehrt Gerke selber an der Hamburger Fernuni Kunst, Grafik, Comic und Illustration, er ist Autor zahlreicher Lehrbücher und gibt Kurse an der Vhs. Das Comiczeichnen habe er „in 35 Jahren Selbststudium“, wie er lachend sagt, perfektioniert. Er zeichne alles mit der Hand und benutze zunächst einen Buntstift und anschließend einen Pinsel. Seine zweite Leidenschaft, das Gitarrespielen, stehe seit einiger Zeit hinter den Comics zurück, sagt Gerke, der mit seiner Freundin in Bad Wilhelmshöhe lebt.

Vor mehreren Jahren hatte Oliver Gerke an einem von der Yps-Redaktion ausgeschriebenen Wettbewerb teilgenommen. Mit seinen erfundenen Comic-Helden, zwei pfiffigen Waschbären, war er auf den zweiten Platz gekommen. Den Yps-Machern aber war er als großes Talent aufgefallen und daran erinnerten sie sich jetzt.

Das nächst Yps-Heft mit Comics von Oliver Gerke ist ab 12. November im Handel.

Artikel: Christina Hein, HNA, 28. 10. 2015     Link

(k) Kultur Magazin Nr.172 Juli/August 2011

Atelierbesuch: Oliver Gerke

„Schöne virtuelle Welt“

Oliver Gerkes Druckgrafiken erzählen von den Erlebnissen des „homo virtualis“

„Am Anfang war der Computer“, so oder ähnlich könnte Oliver Gerkes Entstehungsgeschichte über seinen „homo virtualis“ beginnen. Schließlich hat alles mit den gezeichneten und fotografierten Computertischen seiner Freunde begonnen.

Es ist genau dieser Lebensraum vor und um den Bildschirm, der den Kasseler Künstler seit 2009 interessiert. Mit einem Klick im globalen Netzwerk und gleichzeitig wird der Bewegungsradius des realen Lebens immer kleiner. Während der vernetzte Mensch seine Verbindung in die ganze Welt ausdehnt, lebt der „homo virtualis“ nur auf wenigen Quadratzentimetern. Ein Leben ohne Computer und Internet ist für viele Menschen bereits unvorstellbar. Gerke stellt sich in seinen Werken den Fragen zu diesen neuen Lebenswelten. Was treibt den fortschrittlichen Menschen an und welche Empfindungen leiten ihn im virtuellen Lebensraum?

Mediale Stilleben

„Moderne Lebensräume lassen sich nicht nur auf die bloße Ansammlung von Gegenständen reduzieren.“ Es sind tatsächlich mediale Stillleben, die er in seinen Lithografien und Serigrafien durch Zeichen und Symbole weiter abstrahiert. Seine Lithografien stehen für den Blick auf das, „was sich zwischen Computer, Mensch und Natur abspielt.“

Bild- und Zeichenwelten werden bei Gerke kombiniert und oszillieren auf dem Papier, mal in dunklen matten Farbpaletten, dann wieder in freundlichen fast poppigen Pastelltönen, die irgendwie an die 70er und 80er erinnern. Nicht ganz verwunderlich, da er für die Druckvorlagen auch mal einen Commodore 64 geplündert hat.

Während seines Studiums der Visuellen Kommunikation an der Kunsthochschule hat sich Gerke sehr intensiv mit verschiedensten druckgrafischen Verfahren auseinandergesetzt. Eigentlich eher der Zeichnung und Malerei zugewandt, entdeckte er die schweren Lithografiesteine für seine serielle Kunst. Sie sind die “neuen alten Vermittler“; so entstehen die technischen Strukturen seiner Grafiken nicht am Computer, sondern direkt auf der Fläche des Steins. Hier lässt der Künstler die Würfel, Scheiben, Kugeln rollen und kreiseln. Oliver Gerke lässt sich von den Grundformen inspirieren möchte aber den Überraschungseffekt, deshalb konstruiert er nicht, sondern ist selbst die „manipulierende Kraft“, die mit der naturgesetzlichen Ordnung arbeitet, aber auch zerstörerisch mit ihr umgeht.

Wohlgeordnetes Chaos

Der gebürtige Kassler lebt und arbeitet derzeit noch in Fuldatal. Plant aber in naher Zukunft seinen Umzug in den Vorderen Westen. Parallel zu seiner künstlerischen Tätigkeit arbeitet Gerke für die Hamburger Universität HAF. Er ist Dozent und schreibt Lehrbücher für Kunststudenten. Oliver Gerke versteht sich als Künstler und Autor – seine Druckgrafiken der „thematisch aufbauenden Projekte „Lebensräume“ und „Theriantrop““ möchte er mit eigens verfassten Theorien vervollständigen. Bereits 2009 und 2010 hat er beide Serien in der documenta-Halle ausgestellt. In seinem Begleitbuch „homo virtualis“ lässt er seinen Gedanken und Einschätzungen zur Mensch-Computer-Konstellation freien Lauf und stellt den neuen „Trend zur Immobilität“ in Frage.

Auf den ersten Blick wirken seine Serigrafien der Serie „Lebensräume“ wie ein vielfarbiger Lageplan. Es könnte sich hier auch um Verkehrsnetze oder Schaltpläne handeln. Die Überlagerungen verdichten das Linien- und Zifferngewirr. Die Mehrdeutigkeit und den schwebenden Charakter seinen aufkeimenden Zeichen schaffen ständig neue Assoziationen. Der Grafikdesigner und Illustrator verrät, dass er für diese Werkreihe tatsächlich Computer zerstört hat. Die Einzelteile und Platinenelemente hat er in „extrem vergrößerter oder verkleinerter Form auf einzelnen Siebe belichtet und in unterschiedlichen Variationen übereinander gedruckt“. Die konzentrierten Farbschichten und konturierten Formen erzeugen einen haptischen Charakter. Sein methodisches Geflecht aus realen Materialien verwandelt sich in ein neues Verhältnis von Wahrgenommenem, Imaginären und Symbolischem. 

Gerkes Kommentar zu dieser künstlerischen Abstraktion: „Wir blicken auf ein wohlgeordnetes System, das in Verbindung mit einer unvorstellbar großen Ordnung steht und erleben doch das absolute Chaos, welches uns, trotz seiner nichtphysischen Gestalt, physisch zu verschlingen droht.“ Der Kult um diese Medialität hat für Oliver Gerke schon etwas von einer modernen Verehrung des Göttlichen. Er findet dafür eine eigene Wortschöpfung und stellt seine Werke auch zukünftig unter dem Motto -„Technototemic“- aus.

mit “wilder Methode“

Während in seinen “Lebensräumen“ noch eine Ordnung von Zeichen und grafischen Elemente zu erkennen ist, herrscht in der Serie „Theriantrop“ (2010) doch ein eher pochendes Lebensgefühl vor. Das gestische Liniengerüst erscheint auf den ersten Blick wirr, zufällig und unstrukturiert. Aber selbst dahinter steckt Methode. Gerkes  Druckgraphiken scheinen keinen Stillstand zu dulden. Statt „starrer Statik“ und offensichtlicher Harmonie fordert der Künstler hier Dynamik, Spannung und Dissonanz. Die Stimmungen sind ihm schon wichtig, aber die Methode und Inhalte bleiben sein Antrieb. Der konsequente Querdenker arbeitet in „Theriantrop“ mit einer Gefühls- und Stimmungsskala. Er konstruiert ein Geflecht aus schwankenden und labilen Spannungen. Natürlich möchte Oliver Gerke damit einen Hinweis auf die Zwiespältigkeit des modernen Menschen liefern. Hin- und hergerissen zwischen 

seinem rationalisiertem Ich und den „tierischen“ Wesenzügen, denn „Therianthropie“ kommt von therion, was soviel wie wildes Tier bedeutet. Es entsteht ein vibrierendes maschenartiges Netz, teilweise verdichtet zu wirren strudelnden Nestern – welche Assoziationen möchte der Künstler wohl damit hervorrufen?

Das Verlieren im Netz – das physische Verschwinden, der Verlust des Körperlichen und den mythischen Urgrund allen Seins.

Fakt ist: hier handelt es sich nicht um ein zaghaftes Herantasten in einen Bildgrund, sondern Gerke bestimmt kraftvoll und umgreifend die Blickrichtungen des Betrachters und steuert damit instinktiv eine „Sehreise ins Unbekannte.“   

Angelika Froh

(k) Kultur Magazin Nr.172 Juli/August 2011